Eine Königin unter den Instrumenten wird die Orgel mit Recht genannt. Kein anderes Instrument kann sich mit ihr vergleichen. Ihre Größe, Klangfülle und Vielfalt variabler Klangfarben machen sie einzigartig unter ihresgleichen. Was hat es nun auf sich mit der Orgel, die in den Gottesdiensten und zu anderen Gelegenheiten in der Hochheimer Bergkirche erklingt? Die älteren Gemeindeglieder haben noch die Vorgängerin der jetzigen Orgel gekannt. 1910 wurde sie durch die Orgelbauanstalt Förster und Nikolaus aus Lich in Hessen erbaut. Sie hatte 9 Register und fand ihren Platz in dem heute noch erhaltenen barocken Gehäuse, welches für die Vorgängerin gefertigt wurde. Leider wissen wir über dieses Instrument nichts mehr. Die Orgel von 1910 war nach dem 2. Weltkrieg in einem schlechten Zustand. Kriegsbedingt und durch die Verhältnisse der Nachkriegsjahre, waren lange Zeit keine Maßnahmen zur Erhaltung möglich. So beschloss man die Neuanschaffung einer Orgel, die wieder sicher in der Funktion und mit doppelter Registerzahl auch eine größere klangliche Vielfalt bot. Die weltweit im Orgelbau renommierte Firma Walcker in Ludwigsburg war sehr daran interessiert nach dem Krieg in Rheinhessen einen Orgelneubau zu erstellen und machte finanziell größte Zugeständnisse. Da diese Orgel auch zur Demonstration für interessierte Gemeinden dienen sollte, wurde das Instrument mit großer Sorgfalt gefertigt. Es besitzt 18 Register mit zusammen 1172 Pfeifen. Weil dafür der Platz im alten Gehäuse nicht ausreichte, wurde das Hauptwerk um ein Rückpositiv an der Emporenbrüstung erweitert. Ein leichtes Schicksal hatte die neue Orgel nicht. Durch ihre Größe bedingt, musste sie zwei umfassende Baumaßnahmen an Ort und Stelle überstehen. Einmal war es der Abriss der Chorrückwand und Erweiterung des Altarraumes und zum anderen die Erneuerung des gesamten Fußbodens samt Heizung. Letztere Maßnahme war mit Wochen anhaltender enormer Staubentwicklung verbunden. Zwar hatte die ausführende Firma die Orgel vorbildlich mit Plastikplanen umhüllt, doch fand eine Menge Feinstaub leider immer noch einen Weg ins Innere der Orgel. So konnte der Schaden nicht verhindert, aber doch vermindert werden. Dieser Staub behindert die Tonbildung der Pfeifen, die durch eine ganz schmale Spalte am „Labium“ geschieht. Dadurch kann der Ton unruhig werden und eine saubere Stimmung wird erschwert. Eine Ausreinigung ist nötig. Dazu mussten alle über tausend Pfeifen ausgebaut werden; denn eine Reinigung des Pfeifeninneren ist eingeschlossen. Ein weiteres Problem zeichnet sich ab: das Leder der vier großen Bälge von 1955 altert und wird porös. Noch können einzelne Undichtigkeiten geflickt werden, doch ist diese Möglichkeit begrenzt. Um die Bälge zu entfernen und zu erneuern ist es nötig, dass Teile der Orgel ausgebaut werden müssen. Die Größe der Bälge stellen sie sich besser nicht vor. Sie sind auf alle Fälle noch größer! Das verursacht Kosten in fünfstelliger Höhe, zu denen die Kirchenverwaltung keinen Zuschuss gibt.
Lothar Hechler

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