Ursprünglich 3-stöckig in den Jahren 1000 – 1010 mit einem Zeltdach/Spitzdach erbaut. Das damalige Kirchenlanghaus war so breit wie das Untergeschoss des Turmes. Durch einen Brand im Jahre 1607 wurden große Teile des Turmes und des Daches zerstört. Beim Wiederaufbau 1609 wurden zwei weitere Geschosse, das Uhrengeschoss und das Glockengeschoss, auf die alten Mauerreste aufgesetzt. Aus dieser Zeit stammt auch das Giebeldach. Im Jahre 1929 wurde durch ein vorgenommene Restaurierung des Turms alte Brandspuren beseitigt; das Portal und die Säulen der Klangarkaden wurden erneuert, die Giebel des Turmdachs in steilerer Form neu aufgemauert. Damals entstand in einem Friesfeld der Nordseite des Turmuntergeschosses ein Wappenrelief, das den Hochheimer halben Reichsapfel zeigt, bewacht von dem Wormser Drachen, eine heraldische Erinnerung an die Eingemeindung Hochheims nach Worms.
Im Erdgeschoß des Turms, dessen Breite derjenigen des romanischen Kirchenschiffs entspricht, empfängt den Besucher eine Vorhalle; die Schmalseiten tragen mit starken Gurtbögen über tiefen Nischen die Nord- und Südwände des verjüngten zweiten Turmgeschosses. Heute dient die nördliche Nische dem Gedächtnis an die Gefallenen der beiden Weltkriege. Das Äußere des Turms ist durch Lisenen, Gurte und Rundbogenfriese gegliedert. Eine Blendarchitektur mit Wandsäulen zeichnet das Uhrgeschoß aus; im Glockengeschoß finden sich Klangarkaden aus gekuppelten Rundbogenfenstern mit eingestellten Rundsäulen.
Wetterhahn Bergkirche – Arikel in Kirchenzeitung 30/1994
Kirchenvorstand wollte pfiffiges Modell – Designer-Hahn statt Zink-Modell
Nun ist er wieder da, der im Herbst vergangenen Jahres „erkrankte“ Hahn auf dem Turm der altehrwürdigen Bergkirche in Worms-Hochheim. Allerdings in neuer Ausfertigung: Es ist ein neuer, kunstvoller Hahn, der sein aus den 20er Jahren stammendes Vorgängermodell ablöst. Ersatz war notwendig geworden, nachdem der „Katalog“-Hahn aus Zink korrodiert war und abzufallen drohte. Voller Stolz zeigte sich Pfarrer Hannes-Dietrich Kastner ob der neuen Errungenschaft, die ein Werk des jungen Kunstschmieds Peter Schöffel aus Leiselheim ist. Da, so der Pfarrer, auch Kirchen und erst recht die Hochheimer Kirche aus dem 11. Jahrhundert eine gewisse Persönlichkeit besitzen, sei es eine Verpflichtung, Altes zu bewahren beziehungsweise adäquat zu ersetzen. Denn in dem Hahn, jenem vieldeutigen Symbol, das in erster Linie mit der biblischen Petrusgeschichte in Verbindung gebracht wird, sieht Kastner die eindringliche Mahnung, „nicht an der falschen Stelle zu verschlafen“. Und so kann es nicht verwundern, dass sich der Kirchenvorstand eınstımmig für das „witzige, pfiffige Modell entschieden hat. Auch für den Künstler war es eine willkommene Herausforderung, ein modernes Werk mit dem alten Gebäude in Verbindung zu bringen Der aus Spendengeldern finanzierte leicht drehbare Hahn hat eine „ganz andere Ausstrahlung“: Mit seinem schwarzfarben kugelförmigen Corpus aus Eisen und seinen kleinen, zarten blauen Glaskügelchen an Schwanz und Kamm wird er zukünftig nicht nur stets die richtige Windrichtung anzeigen, sondern darüber hinaus durch seine Wachsamkeit vor Gefahren warnen und als Künder des neuen Tages, als einmalige Wächter- und Zeitfigur auf das Jahrtausende alte Worms schauen. Hans-Jörg Koch
Fotos: mf, bk